Die unerfüllte Sehnsucht nach „zu Hause“
Demenzwochen: Ein literarisches Konzert in St. Anna zeichnet ein liebevolles Bild von Demenzkranken und ihren Angehörigen
Es waren eher leise Töne, die im Festsaal des Seniorenzentrums St. Anna erklangen: Im Rahmen der „Wochen der Demenz“ in Schwäbisch Gmünd lud die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz zu einem literarischen Konzert mit Friedhelm Kappenstein und Dr. Michael Schaefer ein. Rund 25 Zuhörerinnen und Zuhörer gingen mit den beiden Künstlern auf „eine Reise in das Land des Vergessens“, gewidmet all jenen, die auf dem „Weg nach Hause“ sich selbst, aber auch ihren Angehörigen ein Stück weit verloren gehen – und jenen, die sie dabei begleiten.
Der „Weg nach Hause“ zog sich als roter Faden durch den Abend, angefangen von Oma Lenchen, von der man damals in den 70er-Jahren sagte, dass sie „verkalkt“ sei, bis hin zu aktuellen Episoden mit wechselnden Pflegerinnen aus Osteuropa. All den an Demenz erkrankten Menschen ist gemein, dass sie nach Hause möchten, auch wenn sie genau dort schon sind. Friedhelm Kappenstein zeichnete ein freundliches, einfühlsames Bild der Betroffenen und ihrer Angehörigen: Diese tragen die Last der Pflege, aber auch der Selbstzweifel und müssen einen Rollenwechsel in der Beziehung vollziehen. Michael Schäfer alias „Doc Schäfer“, der im Beruf Zahnarzt ist, aber auch in mehreren Bands spielt, umrahmte die nachdenklichen, unaufgeregten Texte mit perlenden Gitarrenklängen.
Ihr Ziel sei, dem ernsthaften Thema gerecht zu werden, ohne dabei das Leid allzu sehr in den Vordergrund zu stellen, sagte das Duo aus dem Rheinland und dem Saarland. Die Demenz soll damit auch aus der Tabu-Zone geholt werden, in der sie nach wie vor steht – auch wenn sie seit Jahren ein großes Thema in der Öffentlichkeit ist. „Die Demenz ist insofern kein Tabu mehr, als jeder in irgendeiner Form über Verwandte oder Bekannte betroffen ist“, so Carina Meyer von der Demenzberatung beim DRK-Kreisverband. Dennoch werde die Krankheit oft von den Angehörigen lange versteckt und die Betroffenen würden vom öffentlichen Leben ferngehalten, das bestätigt auch Renate Wahl von der Abteilung Senioren der Gmünder Stadtverwaltung.
Die Vinzenz von Paul gGmbH Soziale Dienste und Einrichtungen tritt als Altenhilfeträger und als Mitglied der Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz für einen offenen Umgang mit der Erkrankung in unserer Gesellschaft ein. Einrichtungsleiter Konstantin Wall begrüßt deshalb gerne während der „Demenzwochen“ in den eigenen Räumen.
Am Montag, 4. Dezember um 15 Uhr findet mit einem ökumenischen Gottesdienst zum Beginn der Adventszeit, am Barbaratag, die Abschlussveranstaltung in der Kapelle von St. Anna statt. Im Anschluss sorgt der Freundeskreis des Seniorenzentrums für Bewirtung.