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Eine andere Denkweise in der Senioren-Pflege
Die Vinzenz von Paul gGmbH Soziale Dienste und Einrichtungen eröffnet die erste ambulant betreute Senioren-WG in Schwäbisch Gmünd: „Wir kämpfen für diese Wohnform“
Die erste ambulant betreute Pflege-WG von Schwäbisch Gmünd ist am Start und kann ab sofort bezogen werden. Mit viel freudiger Erwartung wurde die neue Wohnform der Vinzenz von Paul gGmbH Soziale Dienste und Einrichtungen am Donnerstag eröffnet.
„Diese Art von Wohnform, die brauchen wir ganz dringend in unserer Gesellschaft“, stellte Oberbürgermeister Richard Arnold fest. Als Stadtoberhaupt freue er sich aber auch, dass mit der Aufstockung des Gebäudes eine Verdichtung im städtischen Bereich gelungen ist – und das in architektonisch vorbildlicher, ansprechender Holzbauweise. Das sieht offenbar nicht nur der OB so: Auch der Gemeinderat mit seinen 53 Mitgliedern hatte das Projekt in der Schwerzerallee 60 einstimmig befürwortet.
Geboren wurde es aus einer privaten Unterhaltung zwischen Sabine Widmann, Eigentümerin und Betreiberin eines Fitness- und Ballettstudios im Gebäude, und Isolde Otto-Langer, der Regionalleiterin von Vinzenz von Paul. Sabine Widmanns Sohn Christian Widmann zog als Eigentümer und Investor mit und Architekt Michael Kohn vom Büro Kohn und Kohn gab dem Ganzen die ästhetische Handschrift.
Das über 100 Jahre alte Gebäude – bis in die 50er-Jahre gehörte es zur Kläranlage Schwäbisch Gmünd – wurde umgebaut und aufgestockt, nun hat es vier Etagen. Die WG ist ganz oben untergebracht, mit einer Gemeinschaftsküche und gemeinsamem Aufenthaltsbereich. Die großzügigen Zimmer mit eigenem Bad haben bodentiefe Fenster und Balkonzugang, sie öffnen den Blick auf die großen, alten Platanen vor dem Haus oder auf eine hübsche Dachlandschaft. Elf Personen mit Pflegebedarf können hier wohnen. Die Ausstattung der ambulant betreuten WG wurde übrigens von der Deutschen Fernsehlotterie gefördert.
In den beiden Stockwerken darunter befinden sich insgesamt zwölf seniorengerechte Wohnungen, die Vinzenz von Paul vermietet, im Erdgeschoss ist Sabine Widmanns Studio. Dessen Eigentümerin freut sich schon „auf das Miteinander mit Bewohnern und mit dem Team“.
Die Wohngemeinschaft vereint größtmögliche Selbständigkeit und Geborgenheit; hinter ihr stehe eine andere Denkweise als in der konventionellen Pflege, sagte Dr. Beate Radzey, Leiterin der Abteilung „LANDaufwärts“ bei Vinzenz von Paul. Sie beschrieb die innovative Wohnform als „kleinräumig, familiär, alltagsnah und selbstbestimmt“. Sie freue sich, bei Vinzenz von Paul solche Möglichkeiten gestalten zu können. In den Niederlanden seien ähnliche Ansätze schon vor 30 Jahren praktiziert worden, in Deutschland brauchte es lange, bis sie Einzug hielten. „Wir kämpfen für diese Wohnform, weil wir sie zukunftsfähig finden“, sagte Radzey. Leider werde das Modell derzeit bundespolitisch „etwas an den Rand gedrängt“.
Die Menschen scheint das Projekt jedenfalls anzusprechen. Beim Tag der offenen Tür nach der Eröffnung informierten sich zahlreiche Interessenten. Die ersten Bewohner werden demnächst einziehen, dann werden die Plätze nach und nach belegt. Auch das erste Team aus Fachkräften und Alltagsbegleiter:innen ist komplett, soll aber im Lauf der Monate erweitert werden. Anfragen, sowohl für eine Pflegeplatz als auch für Arbeitsplätze, sind willkommen.
Diakon Robert Kloker segnete die Räume, was bei Vinzenz von Paul als Unternehmen der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul in Untermarchtal immer dazugehört. Und Patricia Hirth sorgte mit ihrer Klarinette für den musikalischen Genuss.
Die Ausstattung der ambulant betreuten WG wurde von der Deutschen Fernsehlotterie gefördert.