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Generationsbrücke
Generationsbrücke verbindet Jung und Alt im Seniorenzentrum Carl-Joseph
Liya, Elion und Jona sind zurückhaltend, als sie im Türrahmen des Aufenthaltsraums stehen. Schließlich ist das Seniorenzentrum Carl-Joseph nicht die gewohnte Umgebung der Kindergartenkinder. Doch sobald sie die Bewohnerinnen auf ihren Stühlen erkennen, wuseln sie durch den Raum und setzen sich stolz auf den Stuhl neben ihrer Partnerin. Es ist der monatliche Treff der Generationsbrücke, bei dem sich Bewohnerinnen und Bewohner der Senioreneinrichtung und Kinder aus dem Leutkircher Kindergarten St. Vinzenz am Oberen Graben treffen. Und man muss nur in die strahlenden Gesichter schauen um zu erkennen: Dieses Projekt ist ein Erfolg.
Bärbel Herz, Alltagsbegleiterin im Carl-Joseph, ist ihrem Namen getreu das Herz der Generationsbrücke. Sie hat im Magazin einer Krankenkasse einen Artikel gelesen über die 2009 in Aachen gegründete Generationsbrücke Deutschland. Die Idee, dass Kinder und Bewohnerinnen und Bewohner einer Pflegeeinrichtung sich bei regelmäßigen Treffen kennenlernen und daraus feste Beziehungen entstehen, hat sie sofort begeistert. Nachdem sie an einer speziellen Fortbildung teilgenommen hat, machte sie sich auf die Suche nach einem Partnerkindergarten – was zunächst gar nicht so einfach war. Doch schließlich fand sie im St. Vinzenz Kindergarten in der Einrichtungsleiterin Petra Wiedemann eine begeisterte Mitstreiterin. Seit November letzten Jahres treffen sich nun fünf Kinder und fünf Senioren regelmäßig.
An diesem Vormittag gibt es krankheitsbedingt Ausfälle, so dass nur drei Paare teilnehmen. Doch die sind mit Eifer dabei. „Die Kinder und unsere Bewohner profitieren gleichermaßen voneinander: die Kinder von der Lebenserfahrung der Senioren, unsere Bewohner erleben die ansteckende Lebendigkeit unserer kleinen Besucher“, sagt Bärbel Herz. Zu Beginn wird jeder einzeln mit einem Lied begrüßt, dann entrollt Herz mit Unterstützung von Betreuerin Daniela Huber das runde Bewegungstuch, jeder im Kreis hält daran fest und gemeinsam werden Bälle mit viel Juchzen von einem zum anderen jongliert. Fällt einer der Bälle zu Boden, springen die Kinder auf und werfen sie wieder auf das Tuch. „Die Aktivitäten und Rituale sind so ausgelegt, dass die Teilnehmer etwas miteinander tun anstatt etwas vorzuführen“, so Herz.
Auf den Bewegungsteil folgt ein ruhigerer Part, bei dem gemeinsam etwas gestaltet wird. Diesmal hat Regina Konzett, Leiterin der Betreuerinnen, Schneemänner aus Papier vorbereitet, die nun von den Paaren zusammen gebastelt werden. Und waren es vorher die Kinder, die den Älteren mit den Bällen helfen konnten, unterstützen nun die Senioren des Carl-Joseph ihr Kind beim Kleben und Malen – bis jeder stolz seinen Schneemann in den Händen hält.
„Die Kinder erleben, dass die Älteren auch noch etwas können“, bestätigt Bärbel Herz. Oft würden die eigenen Enkel oder Urenkel nicht in der gleichen Stadt leben. Da helfe die Generationsbrücke – auch wenn die Kinder nicht aus der eigenen Familie kommen. Und Petra Wiedemann vom Vinzenz Kindergarten bestätigt, dass sich die Kinder auf die Treffen freuen, das gemeinsame Spielen, Basteln und Singen Empathie und Sozialkompetenz fördern.
Rita Breher und ihre Liya kümmern die pädagogischen Hintergründe indes wenig. Sie haben einfach Spaß mit ihren Schneemännern und lassen sie auf dem Tisch tanzen. Und nach dem Abschiedslied „Junge und Alte sind füreinander da“ verabschiedet die Bewohnerin das Mädchen mit einem herzlichen „Schön, dass du gekommen bist!“.